BHV-Frühjahrsweiterbildung

5. März 2020

Bei der BHV-Frühjahrsweiterbildung am 29.02/01.03.2020 in Hofheim-Diedenbergen wurde ein Seminar mit spannender Kombination aus Theorie und Praxis zum Thema "Lernprozesse / Angewandte Verhaltensanalyse" angeboten.

Unerwünschtes Verhalten beim Hund kennen wir alle. Doch welche Funktion liegt diesem Verhalten zu Grunde und wie kann ein möglichst effektives Trainingsprogramm zur Verhaltensveränderung erstellt werden? Welche Verstärker spielen dabei eine Rolle? Wie können Verstärkerpräferenzen des Hundes getestet werden? Antworten auf diese und viele andere spannende Fragen gab es in unserem Praxisseminar „Lernprozesse/ Angewandte Verhaltensanalyse“ mit Nicole Pfaller-Sadovsky und Prof. Dr. Christoph Bördlein.

Nicole Pfaller-Sadovsky bietet seit 2008 Hundetraining an und hat sich im Laufe der Jahre immer mehr auf Verhaltensberatung spezialisiert. Diese Spezialisierung zeigt sich auch in ihrer akademischen Ausbildung: Seit 2017 arbeitet Nicole auf den Doctor of Philosophy (PhD) in Biological Sciences (Behaviour Analysis) an der Queen’s University Belfast, Nord Irland hin.

Bevor ein Trainingsprogramm oder eine Intervention zur Verhaltensveränderung umgesetzt wird, ist es wichtig die Funktion des unerwünschten Verhaltens (z.B. Hochspringen, Bellen, unruhiges Hin- & Hergehen, etc.) festzustellen. Umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet dies, dass Verhaltensberater/in und Halter/in die Ursache für das Problemverhalten gemeinsam herausfinden, um ein möglichst effektives Trainingsprogramm erstellen zu können. Die so genannten funktionalen Einschätzungen können mittels unterschiedlicher Ansätze durchgeführt werden, nämlich mit Hilfe indirekter (z.B. Fragebogen) oder beschreibenden Einschätzungen (z.B. direkte Beobachtung). Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Ansätze, sowie praktische Beispiele aus Wissenschaft und Trainingsalltag wurden erläutert.

Um das Training mit unseren Hunden so effektiv und motivierend wie möglich zu gestalten, bietet die angewandte Verhaltensanalyse unterschiedliche Ansätze, um unsere Lerner über deren Verstärkerpräferenzen zu befragen. Typischerweise wird anfänglich mit der Präferenzeneinschätzung eine generelle Aussage über mögliche Verstärker getroffen. Um die verstärkenden Eigenschaften der ausgewählten Objekte, Futter oder Aktivitäten zu testen, können diese in unterschiedlichen direkten Einschätzungsmethoden verwendet werden. Die unterschiedlichen Einschätzungstypen & -methoden wurden anhand von Beispielen aus Forschung und Praxis erklärt.

Prof. Dr. Christoph Bördlein studierte Psychologie in Bamberg. Er arbeitete in der Kinder- und Jugendhilfe und im Anschluss an seine Promotion in einem Berufsförderungswerk. Beim Bundesrechnungshof leitete er das Betriebliche Gesundheitsmanagement und den psychosozialen Dienst. Seit 2015 ist er Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und zuständig für die Lehrgebiete Allgemeine und Klinische Psychologie sowie verhaltensorientierte Handlungslehre. Seit 2018 leitet er den Zertifikatslehrgang „Spezialist / Spezialistin für Behavior Based Safety“ an der FHWS. Christoph Bördlein ist Autor mehrerer Bücher und Artikel zum Thema Verhaltensanalyse und kritisches Denken.

Er befasste sich in seinen Vorträgen mit der Thematik, was Mensch und Hund unterscheidet. Die Grundgesetze des Verhaltens gelten für Mensch und Tier gleichermaßen. Viele scheinbar höhere kognitive Leistungen lassen sich bei Tieren – entsprechendes Training vorausgesetzt – analog replizieren. Doch gibt es entscheidende Unterschiede, die es den Menschen ermöglichten, eine komplexe Kultur zu entwickeln. Der markanteste Unterschied ist die menschliche Sprache.